Digitalisierungspotenzial im M&A Prozess

Wie kann man das Digitalisierungspotenzial im M&A Prozess erfassen? Welche Informationen benötigt man dazu? Diese Fragen sollen hier beantwortet werden.

Automatisierung und Automatisierbarkeit von Aufgaben

Entscheidungen über die Digitalisierung von Prozessen hängen von den zur Verfügung stehenden Umsetzungsmöglichkeiten ab. Ziel ist die weitgehende, sinnvolle Automatisierung betrieblicher Aufgaben.

Automatisierung von Aufgaben

Um einen Geschäftsprozess vollständig zu automatisieren, müssen sowohl die Aufgaben als auch die Kopplung von Aufgaben vollständig automatisiert sein. Neben der vollständigen Automatisierung existieren noch weitere Automatisierungsgrade. Die Automatisierungsgrade von Aufgaben lassen sich aus Außensicht der Aufgaben anhand der Zuordnung von Kombinationen von Aufgabenträgertypen zu Aufgaben unterscheiden [vgl. FeSi93, 178 f.].

Als Aufgabenträgertypen stehen personelle Aufgabenträger (Menschen) und maschinelle Aufgabenträger (Rechner, Roboter, Software) zur Verfügung. Sind einer Aufgabe nur personelle Aufgabenträger zugeordnet, ist sie nicht automatisiert.

Wenn einer Aufgabe personelle und maschinelle Aufgabenträger zugeordnet werden, heißt sie teilautomatisiert. Eine Aufgabe heißt vollautomatisiert (automatisiert), wenn ihr ausschließlich maschinelle Aufgabenträger zugeordnet werden.

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Abbildung: Automatisierungsgrade von Aufgaben, Quelle: FeSi93

Für die Digitalisierung sind automatisierte und teilautomatisierte Aufgaben sowie die zugehörigen Anwendungssysteme relevant. Sie werden in diesem Buch unter dem Begriff (teil-) automatisierte Aufgaben zusammengefasst.

Bevor eine Aufgabe automatisiert werden kann, ist die Automatisierbarkeit von Aufgaben zu klären. Nur eine automatisierbare Aufgabe kann auch automatisiert werden.

Automatisierbarkeit von Aufgaben

Ein Lösungsverfahren beschreibt die Durchführung einer Aufgabe aus Innensicht. Es besteht aus einer Menge von Aktionen, die miteinander verknüpft sind und von einer Aktionensteuerung gesteuert werden.

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Abbildung: Aktionen und Aktionensteuerung, Quelle: FeSi93

Ob eine Aufgabe automatisierbar ist, hängt von Eigenschaften des Lösungsverfahrens einer Aufgabe ab. Genauer: die Automatisierbarkeit lässt sich durch die Automatisierbarkeit aller Aktionen des Lösungsverfahrens sowie der Aktionensteuerung beschreiben.

Falls das Lösungsverfahren funktional beschreibbar ist, ist die Aufgabe vollautomatisierbar. Auf dem aktuellen Stand der Technik lassen sich auch Aufgaben automatisieren, die nicht funktional beschreibbar sind (sog. Entscheidungsaufgaben).

Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von machine learning nimmt die Automatisierbarkeit von Entscheidungsaufgaben zu. Viele Entscheidungsaufgaben, die in der Vergangenheit ausschließlich von personellen Aufgabenträgern durchgeführt werden konnten, sind heute vollautomatisierbar. Ein Beispiel ist eine automatisierte Analyse von Vertragstexten auf bestimmte Merkmale. Auch die Aktionensteuerung lässt sich heute zumindest teilautomatisieren. Workflow-Systeme, Projektsteuerungssoftware oder auch Datenräume mit Aktionensteuerung stehen für die Prozess- und Aktionensteuerung zur Verfügung.

Digitalisierungspotenzial im M&A Prozess

Ein Digitalisierungspotenzial für eine Aufgabe besteht dann, wenn der Automatisierungsgrad des Lösungsverfahrens geringer als die Automatisierbarkeit des Lösungsverfahrens ist. Gleiches gilt für die Aufgabenkopplung.

Das Digitalisierungspotenzial für den M&A Prozess ist die Summe der Digitalisierungspotenziale aller Aufgaben und Aufgabenkopplungen.

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Anforderung an das Referenzmodell bzgl. Aufgaben

Das Referenzmodell soll die Aufgaben, deren Automatisierbarkeit beschreiben und exemplarisch auch Automatisierungsmöglichkeiten in Form von Software (Tools) zeigen. Damit können Firmen das Digitalisierungspotenzial im M&A-Prozess ermitteln.

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